Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren für private und institutionelle Investoren sehr stark an Bedeutung gewonnen. Die kürzlich publizierte Swiss Sustainable Investment Market Study 2021 zeigt, dass in 2020 bereits 52% des Schweizer Fondsmarktes Nachhaltigkeit im Investitionsprozess berücksichtigen. Gemäss dem Bundesamt für Energie sind Gebäude für rund 40% des Energieverbrauchs und rund einen Drittel der CO2-Emissionen in der Schweiz verantwortlich. Daher erstaunt es nicht, dass gerade Anlageprodukte im Segment Immobilien bei Anlageentscheidungen zum Thema ESG zunehmend unter die Lupe genommen werden.
Obwohl Bestrebungen von verschiedenen Seiten bestehen, bleibt der Vergleich der Gefässe in Bezug auf ESG herausfordernd. Kein Anlageprodukt kann sich dem Thema entziehen und Nachhaltigkeitsstrategien oder zumindest Gedanken dazu sind Teil jedes Geschäftsberichtes. Was jedoch fehlt, ist ein einheitliches, strukturiertes Vorgehen, welcher es erlaubt die drei Teilbereiche von ESG zwischen Anlageprodukten zu vergleichen. Im Rahmen dieses Kurbeitrags vergleichen wir das Universum der Anlagegruppen im KGAST Immo-Index in Bezug auf die Teilnahme an ESG Reporting-Standards.
Die UN «Principles for Responsible Investment» (PRI) bieten einen ersten, einfachen Vergleich ohne eine Einordnung vorzunehmen. Durch die Unterzeichnung der PRI bestätigt ein Asset Manager, dass ESG-Themen in Entscheidungsprozesse miteinfliessen und aktiv verfolgt werden, die Transparenz zu ESG-Themen gefördert wird, die Umsetzung der Prinzipien aktiv unterstützt wird und Fortschritte und Aktivitäten offengelegt werden. Es handelt sich somit um einen Leitfaden für eine nachhaltige Unternehmensführung und nicht um einen standardisierten und quantifizierbaren ESG-Benchmark. Trotzdem gibt die Analyse zur Unterzeichnung erste Einblicke.
Im KGAST Immo-Index, welcher nach Marktkapitalisierung gewichtet wird, werden ca. 70% der Vermögen von PRI-Unterzeichnern investiert. Dies umfasst 23 von 37 Anlagegruppen. Somit verpflichtet sich eine Mehrheit der Anlagegruppen einer nachhaltigen Unternehmensführung. Primär grössere Asset Manager, welche auch andere Assetklassen abdecken, sind Unterzeichner der PRI.
GRESB ist einer der führenden Marktstandards für die Nachhaltigkeitsbewertung (ESG) von Immobilien-Anlagegruppen. Es handelt sich hierbei um einen standardisierten Benchmark, wobei viele verschiedene messbare Faktoren berücksichtigt werden um anschliessend ein Rating zu formen. Ca. 27% des KGAST (vertreten durch 7 Anlagestiftungen) folgen dem GRESB Modell und erhalten ein entsprechendes Rating. Dies ist verglichen mit den knapp 60% der Marktkapitalisierung im SWIIT tief. Es ist jedoch wichtig zu bemerken, dass der Wert des SWIIT primär durch die grossen Fonds von Credit Suisse und UBS getrieben wird, welche GRESB als Benchmark nutzen.
Trotzdem ist auch der Anteil mit 19% der Gefässe (SWIIT 37%) deutlich tiefer. Anlagestiftungen mit einem vergleichsweise überschaubar(er)en Kreis von Pensionskassen als Anleger können das Theme ESG möglicherweise im direkten Austausch mit den Anlegern diskutieren, ohne dass zwingend nach einem internationalen Standard rapportiert wird. Kotierte Fonds profitieren stärker von der Reputation eines Ratings. Dies als grobe Hypothese – ob der Trend nicht doch zu mehr standardisierten Reporting geht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
Der zunehmende Augenmerk auf den Nachhaltigkeitsgedanken zeigt sich somit auch bei indirekten Immobilienanlagen. Aus einer Analyseperspektive fehlt jedoch weiterhin ein definierter Datenstandart, welcher eine Vergleichbarkeit ermöglicht. Die einfache Analyse des KGAST Immo-Index verdeutlicht, dass Raum für Verbesserung besteht. Für einen Ausbau dürfte zentral sein, dass sich der Erhebungsaufwand in Grenzen hält, damit gerade auch kleinere und Immobilien-spezialisierte Anbieter von Anlageprodukten teilnehmen werden und so Analysen über alle Produkte möglich machen.
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