Kategorie: Nicht kategorisiert

  • Wachstum bei indirekten Immobilienanlagen: Aufwertung vs. Neuinvestitionen

    Wachstum bei indirekten Immobilienanlagen: Aufwertung vs. Neuinvestitionen

    Das Universum der indirekten Immobilienanlagen mit Fokus Schweiz ist über die letzten Jahre stark gewachsen. Derzeit gibt es über 130 Anlageprodukte aufgeteilt auf Immobilienfonds, Anlagestiftungen und kotierte Immobiliengesellschaften mit einem Liegenschaftsportfolio von insgesamt über CHF 170 Mrd. Das Wachstum kann dabei aus zwei Hauptquellen stammen:
    1. Es wird investiert indem durch Zukäufe mehr Objekte in das Universum kommen oder wertsteigernde Investitionen im Bestand getätigt werden.
    2. Die Objekte im Portfolio legen an Wert zu.


    Diese Analyse vergleicht diese zwei Treiber für die 10 grössten Anlageprodukte bei den Fonds und Anlagestiftungen.

    Ein Drittel des Wachstums durch Aufwertungen

    Gemäss den bei der SNB publizierten Daten zur gesamtschweizerischen Entwicklung der Preise für Mehrfamilienhäuser sind die Preise im Zeitraum 2015-2020 um ca. 15% gestiegen.1 Dies gibt einen ersten Anhaltspunkt zur erwarteten Wertsteigerung. Es ist davon auszugehen, dass die unabhängigen Schätzungsexperten diese Entwicklung in die ausgewiesenen Marktwerte einfliessen lassen. Jedoch halten die Anlageprodukte primär Objekte in den Zentren und teilweise sind auch kommerziell genutzte Objekte im Portfolio, was bei den erwähnten Indizes nicht der Fall ist. 

    Wir analysieren das Wachstum exemplarisch für die 10 grössten Anlageprodukte nach Portfolio-Marktwert im Segment Fonds und Anlagestiftung. Dies beinhaltet die Immobilienfonds CS 1a Immo PK, CS REF Green Property, CS LivingPlus, CS SIAT, UBS ANFOS, UBS SIMA und die Anlagegruppen Swisscanto AST Immoblien Schweiz, CSA Immobilien Schweiz, Swiss Life Immobilien Schweiz, Turidomus Casareal. Gemeinsam halten sie knapp 30% des Marktwertes der indirekten Schweizer Immobilienanlagen. Die folgende Grafik fasst die Entwicklung dieser Anlageprodukte über die Zeit von 2015 bis 2020 zusammen.

    Der Marktwert der Immobilienportfolios dieser 10 Anlageprodukte lag 2020 bei knapp CHF 50 Mrd, 2015 bei CHF 38 Mrd.2 Das Volumen dieser Anlageprodukte hat während dieser fünf Jahre somit um 31% oder knapp CHF 12 Mrd. zugenommen. Ein Drittel des Wachstums entfällt dabei auf Bewertungsveränderungen (Summe aus realisierten und nicht realisierten Kapitalgewinnen/-verlusten), gut zwei Drittel des Wachstums wurden über Zukäufe oder wertsteigernde Investitionen in das bestehende Portfolio erzielt.

    Deutliche Unterschiede nach Anlageprodukt

    Ein Detailvergleich der einzelnen Anlageprodukte zeigt, dass für die betrachtete Periode von fünf Jahren alle Wachstum aufweisen. Spitzenreiterin im Hinblick auf das Wachstum war die Swiss Life Anlagestiftung mit einem Zuwachs von 78.5% im Vergleich zum Wert Ende 2015. Den höchsten Zuwachs aufgrund von Aufwertungen des Portfolios konnte Turidomus Casareal mit über 20% im Vergleich zum Portfoliomarktwert in 2015 für sich verbuchen. Die Analyse der 10 grossen Produkte zeigt bereits beispielhaft auf, dass das Wachstum durch Neuinvestitionen und das Wachstum durch Bewertungsveränderungen heterogen ausfiel.

    Anlagerenditen profitieren von Aufwertungen

    Die Anlagerendite weist die Veränderung des Inventarwerts unter Berücksichtigung der Bruttoausschüttung auf. Sie enthält somit die erwirtschafteten Mieteinnahmen nach Kosten und die Veränderung des Portfoliowertes. Realisierte und nicht realisierte Kapitalgewinne wirken sich direkt positiv auf die Anlagerenditen aus.
    Die durchschnittliche Anlagerendite der 10 untersuchten Anlageprodukte lag über den Zeitraum 2015 – 2020 im Schnitt bei beachtlichen 5.5%. Folgende Grafik zeigt die durchschnittliche Bewertungsveränderung und die durchschnittliche Anlagerendite dieser Produkte auf. Nicht überraschend sind diese positiv korreliert. Es zeigt sich, dass bei vielen Anlageprodukten ein beachtlicher Teil der Anlagerendite durch die Aufwertung des Portfolios erzielt wurde.


    Es gilt darüber hinaus den Leverage-Effekt zu bedenken: Fonds haben im Schnitt einen höheren Einsatz von Fremdkapital und profitieren somit stärker von einer Aufwertung im Vergleich zu Anlagestiftungen, welche mit deutlich weniger Fremdkapital arbeiten. Dieser Effekt gilt selbstverständlich auch im Fall von Kapitalverlusten.

    In Summe zeigt die Kurzanalyse, dass ein beachtlicher Teil des Wachstums von indirekten Schweizer Immobilienanlagen auf die Aufwertung des Immobilienbestandes zurückzuführen ist. Die Aufwertungen waren im Vergleich zu den bei der SNB publizierten MFH Indizes überdurchschnittlich. Jedoch halten die Anlageprodukte im Schnitt Objekte an klar überdurchschnittlichen Makrolagen, wo sich der Rückgang der Bruttorenditen am stärksten zeigt. Unter anderem dank den Aufwertungen konnten in den letzten 5 Jahren hohe Anlagerenditen für die Investoren erzielt werden.

    Fussnoten:

    Die SNB publiziert Indizes von FPRE, IAZI und Wüest Partner. Gemäss diesen Indizes lag der Anstieg für Mehrfamilienhäuser von 2015 bis 2020 zwischen 10.7% und 22.4%. Link zu den Daten

    Beim CS REF Green Property wird das per Ende Juni 2016 fusionierte Portfolio des CS REF PropertyPlus mitberücksichtigt.

  • Eine ESG-Übersicht bei Immobilien-Anlagestiftungen

    Eine ESG-Übersicht bei Immobilien-Anlagestiftungen

    Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren für private und institutionelle Investoren sehr stark an Bedeutung gewonnen. Die kürzlich publizierte Swiss Sustainable Investment Market Study 2021 zeigt, dass in 2020 bereits 52% des Schweizer Fondsmarktes Nachhaltigkeit im Investitionsprozess berücksichtigen. Gemäss dem Bundesamt für Energie sind Gebäude für rund 40% des Energieverbrauchs und rund einen Drittel der CO2-Emissionen in der Schweiz verantwortlich. Daher erstaunt es nicht, dass gerade Anlageprodukte im Segment Immobilien bei Anlageentscheidungen zum Thema ESG (Environmental, Social, Governance) zunehmend unter die Lupe genommen werden.

    Obwohl Bestrebungen von verschiedenen Seiten bestehen, bleibt der Vergleich der Gefässe in Bezug auf ESG herausfordernd. Noch immer fehlt ein einheitliches, strukturiertes Vorgehen, welcher es erlaubt, die drei Teilbereiche von ESG zwischen Anlageprodukten zu vergleichen. Im Rahmen dieser Analyse vergleichen wir die Anlageprodukte des KGAST Immo-Index in Bezug auf die Teilbereiche von ESG.

    Methodik

    In dieser Analyse wurden die 37 Anlagegruppen des KGAST Immo-Index im Hinblick auf die verfügbaren Informationen zu ESG untersucht. Governance unter der ESG-Leitidee wurde als das Vorhandensein sowie die transparente Kommunikation bezüglich der Bemühungen in Richtung einer ökologisch und sozial nachhaltigen Immobilien-Anlagestiftung definiert. Darunter versteht sich beispielsweise die Veröffentlichung von ESG-Informationen, die Unterzeichnung der Principles for Responsible Investment, die Teilnahme an ESG-Benchmarks und die Transparenz hinsichtlich der ESG-Strategie. Letzteres wurde mittels zwei strategischer und zwei operativer Aspekte analysiert. Die strategische Ebene umfasst, ob die Anlagegruppe eine Strategie hat sowie über diese berichtet wird und ob dazu datenbasierte Ziele veröffentlicht werden. Ein Beispiel hierfür ist die Definition eines CO2-Absenkungspfades oder die Erhebung der Mieterzufriedenheit durch KPIs. Die operative Ebene untersucht, ob die Anlagestiftung über Fortschritte zu Bemühungen bezüglich Nachhaltigkeit berichtet und ob jährlich ein datenbasiertes Reporting veröffentlicht wird. Beispielsweise kann dies die Publikation von CO2-Emissionen, das datenbasierte Aufzeigen der Fortschritte in Bezug auf den CO2-Absenkungspfad oder die transparente Ausweisung der Energieträger für die Heizungen des Portfolios umfassen.

    ESG Reporting – Kanäle und Medien

    Die Governance-Ebene umfasst organisatorische wie auch normative Elemente und bildet die Basis für die Festlegung und Steuerung der ESG Strategie. So stellt auch die Entwicklung sowie Veröffentlichung von Informationen zur Nachhaltigkeit der Anlagestiftung einen integralen Bestandteil auf Stufe Governance dar. Ca. 96% der Anlagegruppen des KGAST Immo-Index stellen Informationen zur Nachhaltigkeit in verschiedenen Kommunikationskanälen zur Verfügung. Das meistgebrauchte Medium ist der Jahresbericht, in welchem 15 Anlagegruppen des KGAST Immo-Index explizit ESG beleuchten. Die Gewichtung nach Marktkapitalisierung zeigt jedoch, dass vor allem grössere Anlagestiftungen auf zusätzliche Dokumente zurückgreifen, wie beispielsweise den Data Report oder den Immobilienbericht, um über Nachhaltigkeit zu berichten. Dies hängt auch damit zusammen, dass Anlagestiftungen mit Anlagegruppen in unterschiedlichen Assetklassen den Jahresbericht generell halten um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Folgende Grafik zeigt die Übersicht des Reportings nach Anzahl Anlagegruppen und nach der Gewichtung im KGAST Immo-Index.

    Principles for Responsible Investment (PRI)

    Die UN „Principles for Responsible Investment“ (PRI) bieten ein Rahmenwerk, um über die ESG-Governance und Aktivitäten zu berichten. Durch die Unterzeichnung der PRI verpflichtet sich ein Asset Manager, dass ESG-Themen in Entscheidungsprozesse miteinfliessen und aktiv verfolgt werden, die Transparenz zu ESG-Themen gefördert wird, die Umsetzung der Prinzipien aktiv unterstützt wird und Fortschritte und Aktivitäten offengelegt werden. Im KGAST Immo-Index, welcher nach Marktkapitalisierung gewichtet wird, werden ca. 72% der Vermögen von PRI-Unterzeichnern investiert. Dies umfasst 23 von 37 Anlagegruppen. Somit verpflichtet sich eine Mehrheit der Anlagegruppen einer nachhaltigen Unternehmensführung und Anlagepolitik. Primär grössere Asset Manager, welche auch andere Assetklassen abdecken, sind Unterzeichner der PRI.

    ESG-Benchmarks: GRESB & SSREI

    GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark) ist einer der führenden Marktstandards für die Nachhaltigkeitsbewertung (ESG) von Immobilienwerten und -finanzprodukten. Es handelt sich hierbei um einen standardisierten Benchmark, wobei zahlreiche Kriterien – messbar sowie nicht-messbar – berücksichtigt werden, um anschliessend ein Rating zu verteilen. Ca. 38% des KGAST (vertreten durch 11 Anlagestiftungen) nehmen am GRESB-Assessment teil und erhalten ein entsprechendes Rating. GRESB verlangt genaue Daten und was beachtliche interne Aufwände in der Datenaufbereitung erfordert. SSREI ist eine Schweizer Alternative, welche sich zum Ziel setzt eine Beurteilung der Nachhaltigkeit des Schweizer Immobilienbestands zu ermöglichen. Bisher haben 2 Anlagegruppen angekündigt, den SSREI-Benchmark zu nutzen.
    Anlagestiftungen mit einem vergleichsweise überschaubaren Kreis von Pensionskassen als Anleger können das Thema ESG möglicherweise im direkten Austausch mit den Anlegern diskutieren und Fortschritte kommunizieren, ohne dass zwingend nach einem internationalen Standard rapportiert wird. Dennoch steigt auch hier das Bedürfnis nach Vergleichbarkeit und datengetriebenem Reporting.

    ESG Governance und Transparenz

    Ein erster Blick in die Veröffentlichung von ESG Informationen hat gezeigt, dass die meisten Anlagestiftungen im KGAST Immo-Index zu ihrer Nachhaltigkeit berichten. Doch welche Informationen werden genau zur Verfügung gestellt? Sofern Informationen veröffentlicht werden, haben diese einen starken Fokus auf Umweltthemen. Keine der Anlagestiftungen veröffentlicht Informationen zu sozialer Nachhaltigkeit in den vier Ebenen, wenn nicht auch Umweltaspekte genannt werden. Des Weiteren werden soziale Aspekte hauptsächlich qualitativ in der Strategie oder mit der Kommunikation von Aktivitäten behandlet. Datenbasierte Ziele oder ein datenbasiertes jährliches Reporting wird lediglich zu Umweltthemen mit Fokus auf CO2-Emissionen über alle Anlagestiftungen hinweg veröffentlicht. Insbesondere hervorzuheben ist, dass lediglich ca. 33% der Anlagestiftungen datenbasierte Ziele veröffentlichen. Dies macht einen quantitativen Vergleich der Ambitionen der Anlagestiftungen bezüglich Nachhaltigkeit für Stakeholder sehr schwierig.

    Konzeptionelle Richtlinien ermöglichen Vergleiche

    Der zunehmende Augenmerk auf den Nachhaltigkeitsgedanken zeigt sich somit auch bei indirekten Immobilienanlagen. Aus einer Analyseperspektive fehlt jedoch weiterhin ein definierter Datenstandart, welcher eine Vergleichbarkeit ermöglicht. Die einfache Analyse des KGAST Immo-Index verdeutlicht, dass Raum für Verbesserung besteht. Derzeit wird primär auf den Teil “Environment” fokussiert. Bei Immobilien liegt ein starkes Gewicht auf die Emissionen auf der Hand, dennoch enthält eine umfassende ESG-Strategie neben Governance gerade auch soziale Aspekte.

    Weiterführende Links:

    Principles of responsible Investment (PRI)

    GRESB 

    SSREI

  • Portfolios von Immobilienfonds und die Leerwohnungsziffer

    Portfolios von Immobilienfonds und die Leerwohnungsziffer

    Die neu publizierten Daten zu Leerwohnungen des Bundesamtes für Statistik zeigen zum ersten mal seit 2010 eine sinkende Leerwohnungsziffer. Die Anzahl leerstehender Wohnungen in der Schweiz per Anfang Juni sank im Zeitraum von 12 Monaten von 78’832 auf 71’365 Wohnungen. Dies entspricht einer Leerwohnungsziffer von 1.54% im Juni 2021 bei einem Rückgang von 0.18 Prozentpunkten. Regional waren die Rückgänge in den Kantonen Aargau, Bern und Zürich besonders ausgeprägt, während das Tessin den stärksten Zuwachs verzeichnete.

    Das Leerstandsrisiko ist eine zentrale Risikokomponente bei indirekten Immobilienanlagen. Gemäss den Geschäftsberichten 2020 lag der Leerstand der kotierten Immobilienfonds (SXI Real Estate Broad Funds) gewichtet nach Marktkapitalisierung bei 5.5% (alle Nutzungen eingeschlossen).

    Verbindung der BFS-Leerstandsziffer mit Immobilienfonds-Portfolios

    Wie haben sich die Leerstände in den Gemeinden verändert, in welchen die Immobilienfonds investiert sind?
    Folgende Grafik zeigt die aktuelle BFS-Leerstandsziffer für jeden Immobilienfonds. Für jeden Fonds wurden anhand des Portfolios im letzten verfügbaren Jahresbericht die nach Marktwert gewichteten Werte bestimmt. Jedem Objekt wurde somit der Wert der Gemeinde zugewiesen. In einem zweiten Schritt wurden die Werte je Produkt nach Marktwert gewichtet aggregiert. Die Analyse beschränkt sich rein auf einen Vergleich der Gemeindedaten. Es wurden nur Fonds einbezogen, welche mit über 50% des Marktwertes der Liegenschaften in MFH und gemischt genutzten Immobilien investiert sind. Der Marktwert-gewichtete Mittelwert über alle berücksichtigten Anlageprodukte in 2021 lag mit 1.23% unter dem Schweizweiten BFS-Wert von 1.54%. Dies signalisiert, dass viele Anlageprodukte immer noch zu grossen Teilen in Kernstädten investiert sind, welche sehr tiefe Leerstände aufweisen.

    Fonds im Schnitt in Gemeinden mit tiefem Leerstand investiert

    In einem zweiten Schritt ziehen wir die Leerstandsentwicklung in die Analyse mit ein. Punkte oben rechts signalisieren Anlageprodukte mit Objekten in Gemeinden mit vergleichsweise hohem Leerstand, welcher über die letzten fünf Jahre zudem gestiegen ist. In Summe ist die Mehrzahl der Immobilienfonds in Gemeinden investiert, welche eine vergleichsweise tiefe Leerwohnungsziffer aufweisen. Nur einzelne Gefässe weichen stark vom Mittelwert ab. Ein Fonds mit Fokus Region Tessin fällt dabei besonders auf, da dieser primär in einer Region mit steigenden Leerständen exponiert ist.

    BFS-Leerstand korreliert mit Mietzinsausfall

    Die Leerwohnungsstatistik des BFS ist eine zeitnah publizierte, öffentlich verfügbare Datenquelle. Doch reflektieren sich die Entwicklungen der Leerwohnungsziffer in den Portfolios der Fonds oder sind es eher objektspezifische Eigenschaften, welche die Entwicklung treiben? Die folgende Grafik zeigt die Korrelation zwischen der BFS-Leerwohnungsziffer 2021 und dem Mietzinsausfall im letzten Jahresbericht. Die Trendlinie verdeutlicht die Korrelation. Für Fonds mit einem Portfolio in Standortgemeinden, welche im Schnitt bei unter 1.5% Leerstand liegen, sind die beiden Datenpunkte unkorreliert, d.h. eine höhere Leerwohnungsziffer in der Standortgemeinde geht im Schnitt nicht mit mit höheren Mietzinsausfällen einher. Wenn Fonds jedoch verstärkt in Regionen mit höheren Leerständen investiert sind, wirkt sich das Marktumfeld auch auf die Leerstände im Portfolio aus: die Mietzinsausfälle steigen.

    Die Auswertungen zeigen, dass die Leerwohnungsstatistik des BFS einen zeitnahen, qualitativ hochwertigen und öffentlich verfügbaren Indikator zum Immobilienmarkt darstellt, welcher auch für die Analyse von indirekten Immobilienanlagen beigezogen werden kann.

    Alle Daten zu indirekten Schweizer Immobilienanlagen finden Sie bei Alphaprop.

    Weiterführende Links:

    BFS Leerwohungsstatistik

  • Immobilienfonds: Kommissionen bei Kapitalerhöhungen

    Immobilienfonds: Kommissionen bei Kapitalerhöhungen

    Über Kapitalerhöhungen sammeln verschiedenste Anlageprodukte im Universum der indirekten Immobilienanlagen mit Fokus Schweizer Immobilien derzeit Kapital ein. Das Interesse der Investoren ist beachtlich: Gemäss Pressemitteilungen ist die Mehrzahl der Kapitalerhöhungen gar überzeichnet und Aufgrund der hohen Agios der kotierten Produkte werden auch die bestehenden Investoren über Bezugsrechte mit extra-Performance belohnt.

    Mit der hohen Nachfrage geraten die Bedingungen der Kapitalerhöhungen teilweise in den Hintergrund. Es lohnt sich jedoch, einen detaillierteren Blick darauf zu werfen: Welche Gebühren fallen bei einer Kapitalerhöhung für den Investor an?
    Ausgehend vom NAV je Anteil wird der Ausgabepreis um einen Prozentsatz erhöht. Dieser setzt sich in der Regel aus zwei Komponenten zusammen. Die Ausgabekommission an die Fondsleitung und Depotbank deckt die Kosten der Vertriebsaktivitäten. Eine Nebenkostenpauschale entschädigt die bestehenden Investoren für die “Kosten des Wachstums” (z.B. Handänderungssteuern, Notariatskosten, Gebühren etc.) und fliesst in das Produkt zurück.

    Alphaprop erfasst seit 2020 die Entwicklung der Kommissionen soweit als möglich und erhebt die Informationen direkt bei Produktanbietern, falls diese nicht bereits im Emissionsprospekt oder der Ankündigung ersichtlich sind.

    Volumen von über 4 Mrd. bei vertraglichen Immobilienfonds seit Anfang 2020

    Für den Zeitraum Q1 2020 – Q2 2021 wurden für Immobilienfonds und SICAV mit Fokus Schweizer Immobilien 43 Kapitalerhöhungen mit einem gezeichneten Volumen von über CHF 4 Mrd. erfasst (ohne Neulancierungen). Für 31 Kapitalerhöhungen konnten die Aufschläge auf den NAV klar bestimmt werden. Die folgende Grafik zeigt die Verteilung des Prozentsätze, um welchen der NAV erhöht wird. Im Median lag der Wert bei 2%. Insgesamt variieren die Werte jedoch von 0.15% bis zu 4% Aufschlag auf den NAV.

    Rund ¼ als Nebenkostenpauschale

    Während die Streuung beachtlich ist, gilt es zu bedenken, wie der Aufschlag verwendet wird: Der Aufschlag dient zur Deckung der Vertriebskosten für die Fondsleitung und die Depotbank sowie auch als Nebenkostenpauschale für bestehende Investoren. Im Falle der Nebenkostenpauschale fliesst der Aufpreis somit direkt in das Produkt. Die genaue Aufschlüsselung ist in rund 55% der Fälle möglich. Bei den Anlageprodukten mit verfügbaren Informationen entfallen im Schnitt 3/4 des Aufschlags auf den Bereich Fondsleitung und Depotbank. 1/4 fliesst als Nebenkostenpauschale zurück in das Produkt. Gut die Hälfte der Produkte erhebt keine Nebenkostenpauschale.

    Börsenkotierte Fonds mit höherer Kommission

    Börsenkotierte Fonds erheben im Vergleich zu nicht kotierten Fonds im Median einen um 38 Basispunkte höheren Aufpreise auf den NAV. Dies widerspiegelt die derzeitige Nachfrage. Im Falle eines Agios über dem Aufpreis auf den NAV wird die Kapitalerhöhung in jedem Fall vollgezeichnet. Investoren können einen Anteil zum Preis des NAV + Aufpreis kaufen und zum gehandelten Preis (NAV + Agio) verkaufen. Somit besteht unter diesen Voraussetzungen immer ein Anreiz zur Vollzeichnung. Abgesehen von einer Kapitalerhöhung eines Fonds mit Fokus kommerzielle Liegenschaften zu Beginn der Covid-Pandemie, waren im beobachteten Zeitraum alle Kapitalerhöhungen von kotierten Produkten voll gezeichnet.

    Die Analyse der Ausgabekommission zeigt, dass grosse Unterschiede beim Aufschlag auf den NAV zwischen Anlageprodukten bestehen. Solange Agios auf Rekordniveaus liegen, dürften die Kommissionen jedoch nur wenig Beachtung erfahren.

    Alle Daten zu indirekten Schweizer Immobilienanlagen finden Sie bei Alphaprop.

  • Diskontierungssätze bei indirekten Immobilienanlagen

    Diskontierungssätze bei indirekten Immobilienanlagen

    Die Diskontierungssätze, oft als “Krux der Immobilienbewertung” beschrieben, sind in den letzten Jahren stark gesunken. Dies hat, allgemein bekannt, bei gleichbleibenden Cash Flows die Bewertungen getrieben. Mit Fokus auf indirekte Immobilienanlagen in der Schweiz ergründen wir in dieser Kurzanalyse die Entwicklung über die letzten 10 Jahre.

    Folgende Grafik zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Diskontierungssätze über den Zeitraum 2011 – 2020. Diese wurden bei der Portfoliobewertung zum Jahresabschluss verwendet. Der Median ist über die 10 Jahre betrachtet von 4.62% auf 3.19% gesunken, was einer Abnahme von 1.43 Prozentpunkten entspricht. Anzumerken ist dabei, dass wir uns auf Datenpunkte mit realem Diskontierungssatz beschränken, bei welchen klar ausgewiesen wurde, ob der Wert den realen oder nominalen marktwertgewichteten Durchschnittswert darstellt.

    Es gilt zu beachten, dass es sich nicht um eine Like-for-Like-Betrachtung anhand der gleichen Objekte handelt, wie beispielsweise in der Analyse von Urs Hausmann anhand einer Liegenschaft an der Bahnhofstrasse. Die Anzahl Anlageprodukte ist über die letzten 10 Jahre stark angestiegen. Gleichzeitig haben die meisten bestehenden Anlageprodukte die Portfolios ausgebaut (oder zumindest verändert). Zudem weisen im Jahr 2020 deutlich mehr Anlageprodukte klar den Typ des ausgewiesenen durchschnittlichen Diskontierungssatzes aus.

    2020 waren dies 56 Anlageprodukte mit einem Liegenschaftsbestand von über CHF 88.4 Mrd. Das gesamte Universum der indirekten Schweizer Immobilienanlagen bestand 2020 aus über 126 indirekten Anlageprodukten (Anlagestiftungen, Immobilienfonds und kotierte Immobiliengesellschaften) mit einem Portfoliowert von mehr als CHF 168 Mrd. Es handelt sich somit nur um eine nicht zufällig gewählte Stichprobe an Anlageprodukten, welche hier näher betrachtet wird.

    Stabil im Vergleich zum risikolosen Zinssatz

    Basierend auf theoretischen Überlegungen mit einem “synthetischen Zuschlagsmodell“, wird der Ausgangspunkt bei der Bestimmung des Basissatzes durch die Verzinsung der risikolosen Anlage gesetzt, was die risikolose Alternative darstellt. Vergleicht man nun die Medianwerte der Portfolios mit der Verzinsung des 10-jährigen “Eidgenossen” zeigt sich, dass die Differenz über die 10 Jahre im Schnitt bei 3.7 Prozentpunkten lag und nur beschränkt davon abweicht. Bedenkt man insbesondere, dass der Median des Diskontierungssatzes Veränderungen in der Produktzusammensetzung und in der Portfoliozusammensetzung ausgesetzt ist, dürften die Abweichungen vom langfristigen Durchschnitt zu grossen Teilen damit zu begründen sein.

    Vogelperspektive-Analyse in Bezug auf Portfoliobewertungen

    Die Kurzanalyse zeigt, dass die tieferen Diskontierungssätze über die gesamte Schweiz primär durch das Tiefzinsumfeld zustande kamen und somit die Aufschläge für Risiko, zumindest für die beobachteten Portfolios, im Grossen und Ganzen stabil blieben. Diese Kurzanalyse bleibt jedoch bei der Vogelperspektive.

    In Teilmärkten, beispielsweise in Innenstädten, kann sehr wohl eine sogenannte «Yield Compression» stattgefunden haben. Dies beschreibt eine Veränderung der Präferenzen von Investoren bezüglich der Risikoprämien für Immobilienanlagen.

    Weiter gilt es zu beachten, dass es sich um reine Portfoliobewertungen durch einen unabhängigen Experten handelt. Agios von teilweise über 50% weisen darauf hin, dass diese am Finanzmarkt als sehr konservativ eingeschätzt werden.

    Viele spannende Fragen bleiben: Welche Anlageprodukte konnten am stärksten von den Aufwertungen profitieren und wo nehmen auch die Cash Flows zu? Die Daten zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen finden Sie direkt in Alphaprop.

    Weiterführende Beiträge: 

    FPRE: Diskontierung im Immobilien Almanach 2018

    Beitrag von U. Hausmann: Lob den Geschäftsberichten: für Aficionados von Daten

  • Wachstum bei Immobilienfonds und Anlagestiftungen

    Wachstum bei Immobilienfonds und Anlagestiftungen

    Der Markt für indirekte Immobilienanlagen hat in den letzten Jahre eine hohe Nachfrage verzeichnet. Neben den rekordhohen Agios bei börsennotierten Fonds äussert sich dies auch im Wachstum der Anlageklasse. Das Nettovermögen von Immobilienfonds und Immobilienanlagestiftungen mit Fokus Schweizer Immobilien stieg von 2015 bis 2020 um über CHF 36 Mrd. oder rund 55%. Der Anstieg im Nettovermögen erfolgte über zwei Kanäle: Zum einen haben die meisten Gefässe aufgrund von höheren Portfolio-Bewertungen beachtliche nicht-realisierte Kapitalgewinne verzeichnet. Gleichzeitig haben viele Gefässe über Kapitalerhöhungen neues Kapital mobilisiert.

    Folgende Grafik zeigt (das Nettovermögen sowie ) die Veränderung des Nettovermögens in Millionen Schweizer Franken für Immobilienfonds und Anlagestiftungen für die grössten 20 Asset Manager in den letzten fünf Jahren. Der Asset Manager wird als der Manager des Immobilienportfolios gemäss Prospekt oder Geschäftsbericht zugeordnet. Diese Rolle kann mit der Fondsleitung/Leitung der Anlagestiftung deckungsgleich sein, ist bei verschiedenen Produkten aber an eine externe Organisation ausgelagert. Zudem wurden Unternehmen innerhalb der gleichen Organisation zusammengefasst.

    Alle Top 20 Asset Manager haben seit 2015 ein Wachstum bei ihren Produkten verzeichnen können. Mit einem Wachstum von über CHF 4.5 Mrd. hat die Credit Suisse den grössten absoluten Zuwachs verzeichnet. Verschiedene Asset Manager wie Swiss Prime Site oder Akara Funds haben in diesem Zeitraum erste Produkte im Markt der Fonds und Anlagestiftungen lanciert und konnten Nettovermögen von über CHF 1 Mrd. aufbauen.
    Wir sind gespannt, wie sich der Markt weiter entwickeln wird.

    Alle Daten zu indirekten Schweizer Immobilienanlagen finden Sie bei Alphaprop.

  • Der Credit Suisse 1a Immo PK geht an die Börse: Eine Kurzanalyse

    Der Credit Suisse 1a Immo PK geht an die Börse: Eine Kurzanalyse

    Der CS1a Immo PK Fonds wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2022 an der SIX kotiert. Dies hat die Credit Suisse-Fondsleitung am 17.06.2021 kommuniziert. Mit einem Nettovermögen von über CHF 3.5 Mrd. ist der 1a Immo PK der zweitgrösste Immobilienfonds im Universum für indirekte Schweizer Immobilienanlagen. Wie hat sich dieses Produkt entwickelt und was bedeutet dieser Schritt für die Anleger?

    Spezifische Produkteigenschaften

    Der CS 1a Immo PK hatte bisher spezifische Produkteigenschaften. Einerseits gehört das Produkt neben fünf anderen Immobilienfonds zu den steuerbefreiten Immobilienfonds. Der Vorteil der Steuerbefreiung hat zur Folge, dass der Anlegerkreis auf institutionelle, steuerbefreite Anleger beschränkt ist. Somit hat der Anlegerkreis eine grosse Überschneidung mit dem einer Anlagestiftung (abgesehen von steuerbefreiten Institutionen, welche nicht der beruflichen Vorsorge angehören).
    Andererseits wird der Fonds, wie die Mehrzahl der nicht kotierten Fonds, OTC gehandelt. Somit bildet sich im Markt ein Preis und über die Abweichung zum NAV ein Agio/Disagio, welches über die Zeit variieren kann. Dies ist eine wesentliche Abweichung im Vergleich zu Anlagestiftungen oder zu steuerbefreiten Fonds, welche nach dem NAV gehandelt werden und somit eine tiefere Volatilität des Preises aufweisen. Neben dem CS 1a Immo PK weist nur noch der Fonds Immo56 diese spezifischen Eigenschaften auf.
    Tabelle 1 zeigt das Wachstum des Nettovermögens der beiden Produkte und ausgewählter Fonds sowie Anlagestiftungen seit 2011. Das vergleichsweise tiefe Wachstum dieser Produkte deutet auf eine verhaltene Nachfrage nach diesen spezifischen Eigenschaften hin. Sowohl Fonds als auch Anlagestiftungen der Credit Suisse wiesen mehr Wachstum auf.
    Mit der Börsenkotierung ändern sich die angesprochenen Produkteigenschaften. Der Fonds wird neu an der Börse gehandelt und steht allen institutionellen Anlegern sowie Publikumsanlegern offen, verliert aber dadurch die für Vorsorgeinstitutionen attraktive Steuerbefreiung.

    Tabelle 1: Veränderung im Nettovermögen 2011 – 2020 (in Mio. CHF zum Bilanzstichtag)

    AnlageproduktNettovermögen 2011 (in Mio. CHF)Nettovermögen 2020 (in Mio. CHF)Differenz (in Mio. CHF)
    Credit Suisse 1a Immo PK3’1183’584466
    Immobilier-CH pour Institutionnels 56j26285258
    Credit Suisse Real Estate Fund Siat1’6612’582921
    UBS (CH) Property Fund – Swiss Mixed Sima4’4527’0232’570
    Swisscanto AST Immobilien Responsible Schweiz4’2817’2102’929
    Credit Suisse Anlagestiftung Real Estate Switzerland3’7935’9412’148

    Performancevergleich

    Der Vergleich der Performance des CS 1a Immo PK mit dem SWIIT und dem KGAST Immo-Index in Abbildung 1 zeigt, dass die Performance bis zum dritten Quartal 2017 im Gleichschritt lief. Seit diesem Zeitpunkt verlief die Performance seitwärts während sowohl kotierte Fonds im SWIIT als auch Anlagestiftungen (KGAST) eine Performance von 25% beziehungsweise 21% erzielt haben.

    Abbildung 1: Performance über 10 Jahre

    Somit stellt sich die Frage, wie sich das Gefäss seit Ende 2017 entwickelt hat und wieso die Performance unterdurchschnittlich war? Ein Vergleich der Anlagerendite des CS1a Immo PK mit dem marktkapitalisierungsgewichteten Schnitt des SWIIT und des KGAST Immo-Index (Abbildung 2) zeigt, dass der Wert im Vergleich zum KGAST (abgesehen von 2017) nicht signifikant tiefer war. Der SWIIT hingegen hat höhere Anlagerenditen erzielt, wobei der CS 1a Immo-PK mit einer Fremdfinanzierungsquote von deutlich unter 10% vor allem in den Jahren 2017/2018 sogar unter dem gewichteten Durchschnitt des KGAST Immo lag (und deutlich unter dem Wert der kotierten Fonds).

    Abbildung 2: Entwicklung Anlagerenditen

    Auffallend ist der Rückgang des Agios: Abbildung 3 zeigt das Agio zum Bilanzstichtag der jeweiligen Fonds. Der CS 1a Immo PK wies vor 2017 einen, mit anderen kotierten Fonds vergleichbaren, Trend auf. Ab 2018 haben die Vergleichsfonds zu neuen Höchstwerten angesetzt, während das Agio des CS 1a geschmolzen ist. Mit einem Agio von 3.3% per 18.6.2021 wurde der 1a Immo PK vor der Ankündigung somit fast zum NAV gehandelt (Durchschnitt SWIIT: 44.9%).
    Ein substantieller Teil der Underperformance wird somit durch den Abbau des Agios seit Ende 2017 erklärt. Agios reflektieren bezahlte Preise und somit die Erwartung der Anleger über den Wert der gehaltenen Immobilien. Was hat zu diesem auffallenden Agio-Abbau geführt?

    Abbildung 3: Entwicklung Agios zum Bilanzstichtag (30.09.)

    Portfolioentwicklung

    Der 1a Immo PK hat seit 2009 ein vergleichsweise tiefes Wachstum aufgewiesen. Abbildung 4 zeigt die Entwicklung des Liegenschaftsbestandes nach Nutzung über die Zeit. Auffallend ist vor allem das beachtliche Wachstum an Bauprojekten ab 2018. 2018 waren 7% der Assets und 2019 gar 18% als Bauprojekte klassifiziert.

    Abbildung 4: Entwicklung des Portfolios nach Nutzung

    Eine vertiefte Analyse auf Ebene der Einzelobjekte zeigt Folgendes: Der Zuwachs an Bauprojekten ist mit einem Rückgang von kommerziellen Projekten einhergegangen. Verschiedene Objekte wurden neu positioniert. Nachfolgend werden die grössten von Neupositionierung betroffenen Objekte dokumentiert.
    Ein kommerziell genutztes Objekt in Genf mit einem bewerteten Marktwert von CHF 175 Millionen im Jahr 2017 und einem Leerstand von über 18% wurde ab 2018 infolge Neupositionierung zum Bauprojekt. Eine kommerzielle Liegenschaft in Zürich mit einem Marktwert von rund CHF 129 Millionen wurde nach dem Verlust des Ankermieters im Jahr 2019 neupositioniert. Auffallend hier sind steigende Gestehungskosten, ohne dass der Marktwert Schritt halten kann. Dieses Objekt weist im Halbjahresbericht 2021 immer noch Mietzinsausfälle von 69% auf.
    Ein kommerziell genutztes Objekt in Opfikon ist ab 2018 (MW: CHF 70 Mio.) als Bauprojekt klassifiziert. Obwohl die Gestehungskosten von 2017 bis 2020 um CHF 24 Millionen gestiegen sind, wuchs der Marktwert gemäss unabhängigem Bewerter nur um CHF 8.6 Millionen. Das Objekt wurde gemäss Halbjahresbericht 2021 kürzlich veräussert. Weiter wurde ein kommerzielles Objekt in Zug mit einem Marktwert von CHF 152 Millionen seit 2019 als Bauprojekt aufgeführt. Im Halbjahresbericht 2021 wird diese Liegenschaft wieder als kommerzielles Objekt ausgewiesen und weist eine nicht-annualisierte IST-Bruttorendite über das halbe Jahr von knapp 1.6% aus.
    Wie viele andere Portfolios auch, hat der 1a Immo PK einige Herausforderungen im Portfolio, welche sich vor allem in den Jahren 2017 – 2019 negativ manifestiert haben. Die genannten Fälle wurden gemäss dem Halbjahresbericht 2021 jedoch grösstenteils bereinigt und die Ausgangslage dürfte 2021 deutlich besser sein als 2018.

    Abbildung 5: Agio-Entwicklung und Anteil Bauprojekte

    Ein Vergleich der Portfoliostruktur nach Nutzung mit Fonds in der Grösse über CHF 1 Mrd. Nettovermögen zeigt, dass das Portfolio des CS 1a Immo PK den beiden Credit Suisse Fonds Green Property und Interswiss am nächsten liegt. Der CS 1a hatte gemäss Halbjahresbericht 2021 einen Anteil Geschäftsliegenschaften am Portfoliowert von 51.1%. 9.5% waren Bauprojekte, welche zu einem beachtlichen Teil aus kommerziellen Objekten stammen (Interswiss Geschäftsbericht 2020: 71% Geschäft, 9% Misch, 18% MFH, 2% Bau; Green Geschäftsbericht 2020: 48% Geschäft, 27% Misch, 21% MFH, 5% Bau ). Fächert man den Bereich Geschäftsliegenschaften weiter auf, zeigt sich dass der CS 1a und der Green Property primär in Büro investiert sind, während der Interswiss Fonds knapp ein Drittel des Bestandes als Verkauf ausweist. Beim 1a Immo PK sind zudem knapp 10% der Bestandesliegenschaften im Bereich Logistik investiert.

    Der Interswiss Fonds wies über die letzten 5 Jahre eine um 16 Prozentpunkte (Stand 31.05.2021) bessere Performance auf. Die Performance des Green Property Fonds lag 42.5 Prozentpunkte über dem Wert des CS 1a Immo PK. Die Agios lagen per 25.06.2021 bei 11% (Interswiss) bzw. 53% (Green Property).

    Der Markt hat unmittelbar auf die angekündigte Börsenkotierung des CS 1a Immo PK reagiert. Die Abbildung 6 zeigt den Verlauf des Agios seit dem Halbjahresbericht 2021. Der Preis ist im OTC-Handel um über 13% gestiegen und weist nun (Stand: 25.06.2021) ein Agio von über 16% auf. Aufgrund der grossen Marktkapitalisierung des Fonds, wird dieser nach einer Kotierung in die Immobilien Fonds Indizes der SIX aufgenommen. Dies bewirkt, dass passiv orientierte Anleger in den Fonds investieren werden. Somit dürfte sich der 1a Immo PK mit der Kotierung bezüglich Agio weiter positiv entwickeln, jedoch unter den, durch Wohnfonds getriebenen, hohen durchschnittlichen Agios im SWIIT zurückbleiben.

    Abbildung 6: Agio-Entwicklung des CS 1a Immo PK seit 30.03.2021

    Ausblick

    Die Analyse zeigt, dass der CS 1a Immo PK seit Ende 2017 eine im Vergleich zu KGAST und SWIIT unterdurchschnittliche Performance aufgewiesen hat. Die Neupositionierung verschiedener Portfolioliegenschaften hat die Erwartungen der Investoren gedämpft und somit zu einem Abbau des Agios geführt. Gemäss dem Halbjahresbericht 2021 hat sich die Unsicherheit im Portfolio jedoch deutlich reduziert. Mit einem gemischten Portfolio mit mehrheitlich Geschäftsliegenschaften und einem hohen Anteil Bauprojekte, dürfte das Agio im Vergleich zum SWIIT unterdurchschnittlich ausfallen, jedoch im Vergleich zum Status Quo ansteigen. Die hohe Marktkapitalisierung des Fonds wird dazu führen, dass passive orientierte Anleger den Fonds in das Portfolio aufnehmen.

    Mit der klaren Neupositionierung des Fonds als börsenkotierter Immobilienfonds wird für die Anleger die Liquidität erhöht. Gleichzeitig ändern sich die Produkteigenschaften von einem steuerbefreiten Fonds mit Ähnlichkeit zu Anlagestiftungen zu einem klar positionierten, kotierten Immobilienfonds. Die bisherigen, steuerbefreiten Anleger verlieren den Vorteil der Steuerbefreiung. Daher gilt es zu prüfen, ob langfristig, nach der Mitnahme des Agio-Anstiegs, diese Anleger in steuerbefreite Produkte umschichten werden.

    Gerne besprechen wir Fragen zur Analyse oder zu Alphaprop in einem persönlichen Gespräch.

  • ESG-Benchmarks bei Schweizer Immobilienanlagestiftungen

    ESG-Benchmarks bei Schweizer Immobilienanlagestiftungen

    Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren für private und institutionelle Investoren sehr stark an Bedeutung gewonnen. Die kürzlich publizierte Swiss Sustainable Investment Market Study 2021 zeigt, dass in 2020 bereits 52% des Schweizer Fondsmarktes Nachhaltigkeit im Investitionsprozess berücksichtigen. Gemäss dem Bundesamt für Energie sind Gebäude für rund 40% des Energieverbrauchs und rund einen Drittel der CO2-Emissionen in der Schweiz verantwortlich. Daher erstaunt es nicht, dass gerade Anlageprodukte im Segment Immobilien bei Anlageentscheidungen zum Thema ESG zunehmend unter die Lupe genommen werden.

    Obwohl Bestrebungen von verschiedenen Seiten bestehen, bleibt der Vergleich der Gefässe in Bezug auf ESG herausfordernd. Kein Anlageprodukt kann sich dem Thema entziehen und Nachhaltigkeitsstrategien oder zumindest Gedanken dazu sind Teil jedes Geschäftsberichtes. Was jedoch fehlt, ist ein einheitliches, strukturiertes Vorgehen, welcher es erlaubt die drei Teilbereiche von ESG zwischen Anlageprodukten zu vergleichen. Im Rahmen dieses Kurbeitrags vergleichen wir das Universum der Anlagegruppen im KGAST Immo-Index in Bezug auf die Teilnahme an ESG Reporting-Standards. 

    Principles for Responsible Investment (PRI) 

    Die UN «Principles for Responsible Investment» (PRI) bieten einen ersten, einfachen Vergleich ohne eine Einordnung vorzunehmen. Durch die Unterzeichnung der PRI bestätigt ein Asset Manager, dass ESG-Themen in Entscheidungsprozesse miteinfliessen und aktiv verfolgt werden, die Transparenz zu ESG-Themen gefördert wird, die Umsetzung der Prinzipien aktiv unterstützt wird und Fortschritte und Aktivitäten offengelegt werden. Es handelt sich somit um einen Leitfaden für eine nachhaltige Unternehmensführung und nicht um einen standardisierten und quantifizierbaren ESG-Benchmark. Trotzdem gibt die Analyse zur Unterzeichnung erste Einblicke. 

    Im KGAST Immo-Index, welcher nach Marktkapitalisierung gewichtet wird, werden ca. 70% der Vermögen von PRI-Unterzeichnern investiert. Dies umfasst 23 von 37 Anlagegruppen. Somit verpflichtet sich eine Mehrheit der Anlagegruppen einer nachhaltigen Unternehmensführung. Primär grössere Asset Manager, welche auch andere Assetklassen abdecken, sind Unterzeichner der PRI.

    ESG-Benchmarks: GRESB

    GRESB ist einer der führenden Marktstandards für die Nachhaltigkeitsbewertung (ESG) von Immobilien-Anlagegruppen. Es handelt sich hierbei um einen standardisierten Benchmark, wobei viele verschiedene messbare Faktoren berücksichtigt werden um anschliessend ein Rating zu formen. Ca. 27% des KGAST (vertreten durch 7 Anlagestiftungen) folgen dem GRESB Modell und erhalten ein entsprechendes Rating. Dies ist verglichen mit den knapp 60% der Marktkapitalisierung im SWIIT tief. Es ist jedoch wichtig zu bemerken, dass der Wert des SWIIT primär durch die grossen Fonds von Credit Suisse und UBS getrieben wird, welche GRESB als Benchmark nutzen.

    Trotzdem ist auch der Anteil mit 19% der Gefässe (SWIIT 37%) deutlich tiefer. Anlagestiftungen mit einem vergleichsweise überschaubar(er)en Kreis von Pensionskassen als Anleger können das Theme ESG möglicherweise im direkten Austausch mit den Anlegern diskutieren, ohne dass zwingend nach einem internationalen Standard rapportiert wird. Kotierte Fonds profitieren stärker von der Reputation eines Ratings. Dies als grobe Hypothese – ob der Trend nicht doch zu mehr standardisierten Reporting geht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. 

    Konzeptionelle Richtlinien ermöglichen Vergleiche

    Der zunehmende Augenmerk auf den Nachhaltigkeitsgedanken zeigt sich somit auch bei indirekten Immobilienanlagen. Aus einer Analyseperspektive fehlt jedoch weiterhin ein definierter Datenstandart, welcher eine Vergleichbarkeit ermöglicht. Die einfache Analyse des KGAST Immo-Index verdeutlicht, dass Raum für Verbesserung besteht. Für einen Ausbau dürfte zentral sein, dass sich der Erhebungsaufwand in Grenzen hält, damit gerade auch kleinere und Immobilien-spezialisierte Anbieter von Anlageprodukten teilnehmen werden und so Analysen über alle Produkte möglich machen.

  • Das Universum der indirekten Schweizer Immobilienanlagen

    Das Universum der indirekten Schweizer Immobilienanlagen

    Das Universum der indirekten Schweizer Immobilienanlagen wächst stetig. Derzeit umfasst es gemäss den letzten Geschäftsberichten ein Nettovermögen von über CHF 123 Mrd. Nettovermögen aufgeteilt in knapp 125 Anlageprodukten – im Trend klar steigend. Die folgende Grafik stellt das Grössenverhältnis des Nettovermögens – also quasi „das investierbare Kapital“ der jeweiligen Gefässe (Agios wurden einfachheitshalber ausgeklammert) – zwischen Anlageprodukten und Produktkategorien dar.

    Hier einige Beobachtungen:

    • Mit gut 17% haben kotierte AGs den kleinsten Anteil der 3 Rechtsformen am Nettovermögen. Dies v.a. weil Immobiliengesellschaften einen deutlich höheren Leverage aufweisen.
    • Die grössten 10 Anlageprodukte vereinen 37% des Nettovermögens. Dies ist gleich viel wie die 95 kleinsten Anlageprodukte.
    • Das Median Nettovermögen liegt mit CHF 0.64 Mrd. deutlich unter dem Durchschnitt von rund CHF 1 Mrd.

    Wechselt man von der reinen Investorensicht hin zum Liegenschaftsbestand, verändert sich aufgrund der Fremdfinanzierung das Bild. Die 123 Anlageprodukte vereinen Liegenschaften im Wert von über CHF 168.1 Mrd. 

    • Der Anteil der Immobiliengesellschaften erhöht sich im Vergleich zum Nettovermögen um 7 Prozentpunkte auf 24%.
    •  Liegenschaftsbestände mit einem bewerteten Marktwert von CHF 70.7 Mrd. sind in Immobilienfonds. Anlagegruppen von Anlagestiftungen halten Objekte mit einem Marktwert von CHF 57.3 Mrd.
    • Die 10 grössten Gefässe vereinen mit über CHF 65 Mrd. Marktwert 39% der Marktwerte der Liegenschaften auf sich.
  • Kann Leerstand auch Potenzial sein?

    Kann Leerstand auch Potenzial sein?

    Investoren achten stark auf Leerstände, da diese direkte Auswirkungen auf die Mieteinnahmen haben und gleichzeitig auch die Bewertung beeinflussen. Muss der Leerstand jedoch zwingend negativ sein? Gerade Zukäufe mit überdurchschnittlichen Leerstandsquoten können durchaus auch als Potenzial wahrgenommen werden in Zeiten mit rekordtiefen Bruttorenditen. Bei einer Reduktion, beispielsweise verursacht durch Renovierungen oder Umfunktionierungen, werden die Mieteinnahmen gesteigert und die nächste Bewertung bringt potenzielle Aufwertungen – was beides die Anlagerendite positiv beeinflusst.

    Folgende Grafik zeigt die negative Korrelation der durchschnittlichen Anlagerenditen der letzten 5 Jahre und der Veränderung im Leerstand in dieser Zeit für Anlagestiftungen. Gerade Gefässe, welche Leerstände reduzieren konnten haben in der Tendenz eine höhere Anlagerendite erzielt.

    Sollte man nun in Anlageprodukte mit hohen Leerständen investieren? Die Daten sprechen dagegen: Auch wenn die Veränderung im Leerstand sich positiv auf die Anlagerendite auswirkt, bleibt eine starke Korrelation zwischen Leerstand im Portfolio und Anlagerendite bestehen. Anlageprodukte mit durchschnittlich tieferen Leerständen haben im Durchschnitt auch höhere Anlagerenditen erzielt.